Quo Vadis DPSG?

(aus: Schlaglichter Nr.52/01)

Der Verband muss sich den Herausforderungen der Zukunft stellen

Wo geht es hin mit der DPSG?

Wo stehen wir in 10 Jahren?

Alltäglich gibt es Veränderung: wir selbst, unser persönliches Umfeld und die Gesellschaft insgesamt verändern sich von Tag zu Tag. Manchmal sind es drastische Einschnitte, die man direkt spürt, häufig aber sind es Prozesse, deren Wirkung erst nach einiger Zeit festzustellen ist, wenn man über einen längeren Zeitraum zurückschaut und vergleicht, was damals war und was heute ist. Allerdings nimmt das Tempo der Veränderung zu: Trends, Moden und Sitten werden kurzlebiger, der Veränderungsdruck entsprechend größer.

Das, wonach Jugendliche streben, und das, was von ihnen gefordert wird, ändert sich ebenso rasch wie die Idealbilder, die ihnen vorgehalten werden. Wertegefüge sind schnell andere, Beliebigkeit der Werte und Methoden ist eine bekannte Erscheinung unserer Zeit. Der Einzelne steht zunehmend im Mittelpunkt, ebenso wie die Forderung an ihn, sich zu behaupten und sich auch auf Kosten anderer nach vorne zu bringen. Die materielle Stellung in der Gesellschaft überwiegt immer öfter vor der eigentlichen Person. Die rasche Durchdringung des Alltags mit elektronischen Medien, die sich verändernden Kommunikationsformen und das nach vorne Treten wirtschaftlicher und kommerzieller Bestrebungen ist sowohl Ausprägung als auch Motor der Entwicklungen.

Wie unsere Zukunft aussieht ist so schwer vorherzusagen wie nie. Wir wissen nicht, wo wir in 10 Jahren stehen werden, sicher ist nur: Unser Umfeld wird rasch weitreichende Veränderungen erfahren. Veränderungen, denen wir als Verband uns stellen müssen, wollen wir auch in Zukunft für Kinder und Jugendliche attraktiv und wegweisend sein.

Sind unsere Arbeitsformen im Verband noch zeitgemäß? Erreichen wir unsere Kinder und Jugendlichen mit unseren Methoden noch? Sind unsere Altersstufen noch die Richtigen? Projektbezogene Gruppenarbeit?

Das Freizeitverhalten Jugendlicher wandelt sich. Jugendliche wollen sich nicht mehr langfristig binden. „Events" sind modern, Abstimmung findet „mit den Füßen" statt. Gleichzeitig fordern wir eine langfristige Bindung an feste Gruppen mit regelmäßigen Gruppenstunden. Unser Verband muss sich die Frage stellen, ob unsere feste Gruppenstruktur noch zeitgemäß und der Lebenswelt unserer Kinder und Jugendlichen angemessen ist. Ist es sinnvoll, dem Trend nachzugeben oder soll ihm entgegengewirkt werden? Das bedeutet: Projektbezogene Gruppen-arbeit, bei der jeder mitmacht, der Lust hat, oder weiterhin feste Gruppen, in denen der Einzelne sich beheimaten kann?

Neue Altersstufen?

Die Phase der Jugend verlängert sich zunehmend. Nicht nur die Pubertät beginnt heute später als noch vor 10 Jahren. Auch der Eintritt in das Berufsleben wird heute durch das Studium, eine längere Orientierungsphase, durch das Freiwillige Soziale Jahr und weiteres später vollzogen. Wir als Verband müssen uns die Frage stellen, ob die Altersstruktur, die seit vielen Jahren in der DPSG besteht, dem noch angemessen ist. Und stimmt die Pädagogik der einzelnen Stufen noch? Ist die Abenteuerpädagogik „Wagt es" der Pfadfinderstufe noch die richtige Herangehensweise für dieses Alter?

Oder ist die Aufteilung in vier Altersstufen grundsätzlich überholt?

Von den gesellschaftlichen Veränderungen dürfen wir uns nicht verschließen

DPSG als Kinder- und Jugendverband?

Wir erleben, dass in unseren Stämmen die Zahl der erwachsenen Mitglieder steigt, ohne dass wir mehr aktive Leiter und Leiterinnen haben. Junge Erwachsene, die dem Roveralter entwachsen sind, wollen oder können zunehmend nicht mehr als feste Leiter und Leiterinnen mitarbeiten, wollen aber andererseits die DPSG auch nicht verlassen. So haben viele Stämme „Ritter-" „Altrover-„ oder „Uhu-" („unter hundert") Runden, oder einfach eine steigende Zahl von freien Mitarbeitern, die keine feste Gruppenarbeit machen, aber den Stamm z.B. in der Vorbereitung des Pfarrfestes unterstützen oder die Küche im Stammeslager übernehmen.

Die DPSG definiert sich als Kinder- und Jugendverband. Sie muss sich aber der Tatsache stellen, dass es immer mehr junge Erwachsene gibt, die dem Verband verbunden bleiben wollen, ohne in das bisherige Leiterbild zu passen. Wir müssen In den nächsten Jahren eine Entscheidung treffen: Wollen wir weiterhin ein Kinder- und Jugendverband bleiben, der den Abschied aus dem Verband in einem gewissen Alter vorsieht? Oder richten wir eine fünfte Stufe regelhaft ein, um denen, die der Roverstufe entwachsen sind, auch weiterhin eine Gruppe bieten zu können?

Neue Finanzierungsquellen?

Der Finanzierung unserer Arbeit kommt in jüngerer Zeit eine immer größere Bedeutung zu. Die allgemeinen, öffentlichen Zuschüsse sinken, gleichzeitig wird der Rechtfertigungsdruck für gegebene Gelder größer. Ist unsere Arbeit in diesem oder jenem Schwerpunkt die ausgegebenen Gelder wert? Solche Fragen müssen wir nicht nur gegenüber Geldgebern beantworten, sondern verstärkt auch innerhalb des Verbandes. Gleichsam werden von öffentlicher und kirchlicher Hand vermehrt nur noch spezielle Projekte gefördert, die bestimmte Inhalte haben. So wurden zeitweise Projekte und Veranstaltungen gegen Rechtsradikalismus gefördert, dann wieder Aktivitäten, um Jugendlichen die modernen Medien näherzubringen. Auch hier stehen unsere festen, auf Dauer angelegten Gruppenstrukturen manchmal den neuen Finanzierungserfordernissen entgegen. Auf unsere Veranstaltungen bezogen birgt diese Entwicklung die Gefahr, dass der Geldgeber die Inhalte unserer Arbeit bestimmen kann und nicht mehr wir. Die Suche nach zusätzlichen Finanzierungsmöglichkeiten ist deshalb seit einiger Zeit eine wichtige Frage, die in Zukunft noch mehr in den Vordergrund rücken wird. Moderne Finanzierungs-möglichkeiten wie etwa „Sponsoring" oder „Foundraising" dürfen nicht unreflektiert übernommen werden.

Stimmt die Richtung?

Ein „katholischer" Jugendverband?

Als Verband sind wir Teil der Kirche. Tatsache ist aber, dass Stämme und Gruppen immer weniger in Gemeinden eingebunden sind. Unsere Mitglieder kommen auch nicht mehr nur aus Firm- und Kommuniongruppen. Zunehmend prägen evangelische oder muslimische Kinder und Jugendliche unseren Verband. Kirche verliert für Kinder und Jugendliche an Bedeutung. Diese Entwicklung betrifft auch uns als Verband. Wie können wir uns in Zukunft in der Kirche positionieren? Was bedeutet es für uns in Zukunft ein katholischer Jugendverband. Wenn wir an Spiritualität als einer der Grundfesten unseres Verbandes festhalten, wie können wir dann zeitgemäße Formen finden, um Kinder und Jugendlichen unsere Werte zu vermitteln?

Perspektivprozess angestoßen!

Mit diesen und ähnlichen Fragen wollen wir uns im Diözesanverband in der nächsten Zeit verstärkt beschäftigen. Wir wollen dies in Verbindung mit dem auf Bundesebene angestoßenen Perspektiv-entwicklungsprozess tun, der 2003 in einen Leiterzukunftskongress münden wird.

Auftakt in unserer Diözese wird der Leiterkongress im November 2001 sein, an dem wir gemeinsam mit Euch den Entwicklungen, die auf uns zukommen, nachspüren wollen. Mögliche Konsequenzen für uns und unsere Arbeit sollen gemeinsam entwickelt und unter die Lupe genommen werden. Die Erkenntnisse, die wir dort gemeinsam erlangen, sollen in die nächsten Veranstaltungen wie StuKo, Diözesanversammlung, LeiKo 2002 einfließen.

Gemeinsam den Verband nach vorne bringen

Zukunftsvisionen

Gemeinsam wollen wir eine Vision entwickeln, wie unser Verband und unsere Diözese aussehen muss, um sich den Herausforderungen der Zukunft stellen zu können. Dazu laden wir Euch ein. Die Zukunft unseres Verbandes kann weder der Bundesvorstand noch die Diözesangremien allein bestimmen. Der Prozess lebt von Euren Meinungen und Euren Wünschen. Eure Einschätzungen sind gefragt, wenn es darum geht, die Weichen für die zukünftige Entwicklung der DPSG zu stellen.

Der Leiterkongress 2001 bietet dazu die erste Gelegenheit.

Kerstin Fuchs, Diözesanvorsitzende

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