SOS! Müllberg voraus!

(aus: Schlaglichter Nr.55/02)

"Jeden Tag eine gute Tat"

Das ist die bekannteste Aussage die Nichtwissende über die Pfadfinder machen. Sie würden vielleicht noch sagen, dass die Pfadfinder alten Menschen über die Straße helfen, was wohl das älteste Klischee von allen ist. Aber Pfadfinder bedeutet nicht nur Hilfsbereitschaft gegenüber unseren Mitmenschen, sondern wir helfen allen die unsere Hilfe brauchen. Jedenfalls sollte es so sein. Dazu gehört auch unsere Mutter Natur, die wir dadurch unterstützen, indem wir helfen sie so wenig wie möglich zu belasten.

Der Natur entgegen kommen

Manche nehmen zum Beispiel an Müllsammelaktionen teil, oder organisieren solche Aktionen, um den Wald zu säubern. Andere haben eine Solaranlage auf dem Dach installiert, um Energie zu sparen oder setzen andere nützliche Ideen in die Tat um. Wir Pfadfinder schützen doch die Umwelt?! STOPP! Vielleicht nicht ganz so wie man es glaubt. Schützen die Pfadfinder noch die Umwelt so wie gerade Baden Powell es vorgelebt hat?

Mit der Natur leben

Baden Powell, ein Mann der sich gerne in der Natur aufgehalten hat, um bei ihr Ruhe und neue Lebenskraft zu tanken. Er genoss sowohl Flora als auch Fauna, die sich ihm bot. Nie hätte er sie mit Füßen getreten oder versucht ein Stück von ihr zu zerstören. Vor allem, wenn er mit seinen Pfadfindern ins Lager gefahren ist, prägte ihn das Motto: „ Der Pfadfinder hinterlässt beim Abbruch eines Lagers nur zwei Dinge: 1. Nichts. 2. Den Dank an den Besitzer.

Jute statt Plastik?!

Man kann diese Aussage auf unterschiedlichste Art und Weise deuten. Meinte er damit die übliche Müllsammelkette, die am Ende jeden Lagers gestartet wird, um den herumliegenden Müll aufzusammeln? Oder, dass sich jeder bemühen sollte erst gar nicht so viel Müll anfallen zu lassen? Wahrscheinlich von jedem etwas. Natürlich kann man damals und heute nicht über einen Kamm scheren, da die Verhältnisse andere geworden sind. Baden Powell hatte die Probleme nicht, sich zu entscheiden, ob er jetzt den Zitronen- Tee in Plastikdosen oder die Teebeutel in Pappschachteln kaufen sollte. Zu seiner Zeit gab es halt noch nicht so viele Möglichkeiten gerade Lebensmittel in solch einer Fülle einzupacken.

Kleinvieh macht auch Mist

Dafür frustrierte ihn aber auch nicht der Anblick der sich ihm nach dem Lager bot: Säcke voll Müll! Es geht gar nicht darum, ob die Hälfte davon Dank des Grünen Punktes oder der Mülltrennung wiederverwertet werden kann, die Fülle macht es. Muss es denn wirklich sein, dass nach einem Lager säckeweise der Müll herumsteht? Wirft man dann nämlich mal einen Blick in die Abfallbeutel, wird man bestimmt einiges erkennen, was man hätte vermeiden können. Unnötige Verpackungen die entstehen, weil alles doppelt und dreifach eingepackt wird, obwohl es nicht notwendig wäre. Das Traurige daran ist, dass sich die Menschen schon daran gewöhnt haben so viel Müll zu produzieren. Jede Person produziert durchschnittlich am Tag 0,7 kg Müll und merkt es wahrscheinlich gar nicht oder wird jetzt meinen das wäre nicht viel. Doch wenn man sich überlegen würde den Müll in der Wohnung zu lassen wäre diese bei vier Personen und vier Zimmern relativ schnell voll und würde zum Himmel stinken. Na hört sich das immer noch wenig an?

Erschreckende Zahlen

Allein in Deutschland liegt das Abfallaufkommen bei ungefähr 390 Millionen Tonnen im Jahr. Dieser Müll wird dann auf etwa 380 Mülldeponien in ganz Deutschland gekarrt, wobei 19 in Hessen und sogar 28 in Rheinland-Pfalz liegen. Eigentlich erschreckend wie viel Müll produziert wird, da solche Mülldeponien nicht gerade auf einer kleinen Fläche angesiedelt werden. Zumal man berücksichtigen muss, dass nicht alles auf eine Deponie gebracht wird, sondern in eine Verbrennungsanlage gelangt in der es beseitigt wird. Das trägt natürlich auch nicht zur Verbesserung unserer Luft bei.

Prävention hilft

Durch Mehrweg oder den Grünen Punkt kann vieles wieder verwertet werden und wirkt dem Müllberg entgegen, doch besser wäre es gar nicht so weit kommen zu lassen. Es gibt vielleicht welche, die es nicht interessiert, ob es ein Müllsack mehr oder weniger ist, doch hoffentlich ist es einigen auch ein Dorn im Auge und möchten etwas dagegen tun. Pfadfinderschaft bedeutet doch für die Natur einzustehen und sie nicht zuzumüllen.

Resultate sprechen für sich

Wenn man vorhat dem entgegen zugehen wäre gerade ein Lager eine gute Möglichkeit dafür, da hier doch eher Müll anfällt als in der Gruppenstunde. Zumal man hier bei der Abfahrt das teilweise erschreckende Resultat von zwei Wochen genau erkennen kann. Man steht ihm sogesehen Auge in Auge entgegen: Einem riesigen Müllberg. Besonders bei der Lagerplanung sollte man sich bewusst sein wie sehr man dieses Thema vertiefen möchte. Es ist nämlich nicht nur eine Kostenfrage, sondern auch die Zeit spielt eine bedeutende Rolle. Man muss nämlich einiges beachten.

Infos sammeln ist wichtig

Wenn man umweltbewusster einkaufen möchte heißt es nicht sofort, dass es teurer sein muss. In der Planung sollte man darauf achten, ob es eine gute Einkaufsmöglichkeit dafür gibt. Bauern verkaufen sehr oft auf ihrem Hof und auch den Preis kann man ab einer bestimmten Menge verhandeln. Wenn man alles frisch und mit wenig Verpackung einkaufen möchte, z.B. frische Milch aus der Milchkanne oder Flasche, muss man dafür auch einen kühlen Lagerungsplatz haben, sonst verderben diese Lebensmittel sofort. Diese Aspekte machen eine solche Organisation zwar nicht einfach, aber es lohnt sich doch.

Natürlich frisst so etwas unter Umständen mehr Zeit, da z.B. Zitronen- Tee als Granulat schneller fertig ist, als der Beutel- Tee bei dem man erst Wasser abkochen muss. Kartoffelpüree aus dem Beutel geht natürlich auch viel fixer als Kartoffeln zu schälen und zu zerdrücken.

Eine Art Erlebnispädagogik

Aber sind nicht gerade die Leiter dafür da, um den Kindern etwas beizubringen, sie für etwas zu begeistern? Wir können sie ein Stück der Natur und dem einfachen Leben näher bringen. Deswegen fahren wir doch mit ihnen in ein Lager und verbringen nicht die Zeit in einer Freizeitanlage mit Hotel und Swimmingpool. Sich das Essen mit den einfachsten Dingen zubereiten und nicht zu Hause auf Mamas Ceran-Kochfeld. Gerade so etwas lässt sich doch fabelhaft in das Programm mit einarbeiten. Die Kinder wollen Kartoffelpüree? Dann kann man doch ein Kartoffelwettschälen daraus machen und einige von ihnen lernen nebenbei spielerisch wie man überhaupt diese Knollen schält. Oder man zeigt ihnen wie man Feuer macht und wer es schafft als erstes einen Topf voll Wasser zum Kochen zubringen, darf sich das Essen für den nächsten Tag aussuchen oder muss nicht abwaschen. Gleichzeitig hat man aber auch das Teewasser fertig und kann eventuell noch zusätzlich Zitronen oder ähnliches hineinpressen, um den Geschmack aufzubessern. Zudem ist dieser Tee auch wesentlich gesünder als das Zuckergranulat.

So etwas kann auch Spaß machen

Vor allem eher lästige Arbeiten kann man in solche Aktionen galant einbauen, die Kinder sind beschäftigt und haben auch noch Spaß dabei. Das hängt natürlich auch davon ab wie der Leiter es den Kindern verkauft, doch wenn er hinter dieser Sache steht wird es kein Problem sein.

Die Umwelt ist immer aktuell

Selbstverständlich hat jeder Leiter es selbst in der Hand was er in einem Lager macht und wie er mit diesem Thema umgeht, doch das Thema Umwelt geht uns alle an. Es gibt Themen, da sollten die Pfadfinder mit der Zeit Schritt halten. Aber die Müllberge werden auch weiterhin bestehen bleiben und die Umwelt ist auf uns Menschen, nicht nur den Pfadfindern allein, angewiesen, dass es nicht überhand nimmt. Auch wenn unsere Bemühungen im Globalen nicht viel ausmachen, so hat man doch nicht tatenlos mit zugesehen. Man sagt doch so schön: Frieden fängt im Kleinen an. So fängt Umweltschutz doch ebenso im Kleinen und in unserem Denken an.

Versprechen und danach handeln

Ein gängiges Wölflings- oder Jungpfadfinderversprechen vor einigen Jahren war. „Ich möchte die Natur schützen." Besonders dieser Altersgruppe kann man noch zeigen wie man es leben kann. Auf welche Arten und Weisen man die Natur schützen oder entlasten kann.

Wahrscheinlich würde Baden Powell jetzt dazu sagen: „ Versucht diese Welt ein bisschen besser zu verlassen, als ihr sie vorgefunden habt."

Conny Schmitt, MdR

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