Kandidatendrama

(aus: Schlaglichter Nr.56/02)

Stellt Euch einmal vor Ihr wärt auf einer Stammesversammlung (oder Bezirksversammlung) und für die Wahl zur Stammesvorsitzenden gäbe es zwei Kandidaten. Ein Problem entsteht, weil die Stelle des Kuraten und zweiten Stammesvorstandes schon besetzt ist. Wie verhält man sich in so einer Situation? Es wird abgewogen, die Kandidatinnen befragt, andere Leute nach ihrer Meinung gefragt, nachgedacht – hin und her – und immer wieder vor und zurück überlegt. Wer ist die geeignete Person?

Genauso erging es uns bei der letzten Bundesversammlung. Für das Amt der Bundesvorsitzenden hatten sich, wie wir fanden, zwei sehr geeignete Kandidatinnen zur Wahl gestellt: Barbara und Christiane. Wir taten uns mit der Entscheidung für oder gegen eine Kandidatin nicht einfach, die Personalbefragung und die anschließende –debatte sollte die Entscheidung erleichtern. Schließlich kam es zum ersten Wahlgang: 34 Stimmen für Barbara; 31 für Christiane. Barbara hatte mit diesem Ergebnis die erforderliche absolute Mehrheit verfehlt. Zweiter Wahlgang: Personalbefragung, Personaldebatte, Wahlen: 36 zu 36 Stimmen! Der nächste Wahlgang: Personalbefragung, Personaldebatte, Wahlen. Barbara 36 Stimmen, Christiane 37 Stimmen. Christiane hatte gewonnen. Verhaltener Jubel auf Seiten Christianes, Trauer und Enttäuschung (wer wollte es ihr verbieten?) auf Seiten Barbaras. Diese Wahl nahm fast den ganzen Nachmittag in Anspruch, natürlich waren wir auch erleichtert, dass eine Entscheidung getroffen worden war, mit der wir gut leben konnten.

Die Nachricht einige Wochen später, dass Christiane ihr Amt nicht antreten wolle, hat uns sehr schockiert. Nach diesem Wahlmarathon, dem anstrengenden und nervenaufreibenden Wahlverfahren, den Gedanken, die wir uns vor der Wahl gemacht hatten – all das stellte sich im Nachhinein als vergebens heraus. Ganz zu schweigen davon, dass wir uns fragten, ob die Entscheidung für Christiane die richtige gewesen ist.

Natürlich haben Kerstin, Markus und ich über den Rücktritt Christianes gesprochen und unsere Gedanken darüber ausgetauscht. Womit wir in der Argumentation Christianes nichts anfangen konnten, war die Aussage, dass unüberbrückbare Gegensätze zwischen altem Vorstand und ihr der Grund für ihren Amtsverzicht war. Wir haben Guido und Stephan (die alten Vorstandsmitglieder) als Personen kennen gelernt, die bereit sind Gegensätze zu überbrücken und durchaus auf ihr Gegenüber zuzugehen. Beide, so schätzen wir es ein, sind bereit in die Lösung von Konflikten zu investieren, um eine gute Lösung für die DPSG zu erzielen.

Schade ist, dass mit dem Rücktritt von Christiane, die Stelle der Bundesvorsitzenden nicht besetzt werden kann und die Suche nach einer geeigneten Frau wieder von vorne losgehen muß. Wir hoffen, dass bei der nächsten Wahl eine Frau zur Wahl steht, die im Falle ihrer Wahl das Amt auch antritt.

Stefan Caspari, Diözesanvorsitzender

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