Kinder an die Macht?

(aus: Schlaglichter Nr.56/02)

Kindermitbestimmung in der DPSG

Unser Verband ist ein Kinder- und Jugendverband, in dem viel Wert auf demokratische Strukturen und Entscheidungen gelegt wird. Ein Großteil seiner Mitglieder sind Kinder - Wölflinge und Jungpfadfinder/innen. Welche Möglichkeiten haben sie im Verband mitzubestimmen, welche Voraussetzungen braucht Kindermitbestimmung und ist sie überhaupt sinnvoll?

Kindermitbestimmung ist ein wichtiger Bestandteil pfadfinderischer Erziehung. Nicht nur Jugendliche und junge Erwachsene sollen an den sie betreffenden Entscheidungen partizipieren, sondern auch Kinder. Konsequenterweise wurde 1995 das Kinderstimmrecht auf der Bundesversammlung in die Satzung des Verbandes aufgenommen, das die Regelung ablöste, nach der allein Elternvertreter/innen das Stimmrecht für die Kinderstufen übernehmen. Seitdem nehmen je zwei Delegierte der Wölflinge und Jungpfadfinder/innen auf Stammesversammlungen das Stimmrecht für ihre Stufe wahr und beteiligen sich somit an wichtigen Entscheidungen ihres Stammes.

Demokratische Strukturen und Entscheidungen in der Gruppenstunde

Nicht nur an Stammesversammlungen, sondern gerade im alltäglichen Geschäft Gruppenstunde wollen Kinder miteinbezogen werden. Die Strukturen in den jeweiligen Stufen unterstützen dies. In den Kleingruppen Rudel und Sippe, die eine vertraute Atmosphäre bieten, können alle zu Wort kommen. Die jeweiligen Kleingruppensprecher/innen Leitwolf und Kornett lernen für bestimmte Gruppenpositionen als Person einzustehen. In der Großgruppe wird gemeinsam das Programm für die Gruppenstunde ausgehandelt.

Kinder brauchen kindgerechte Rahmenbedingungen für Mitbestimmung

Dafür Sorge zu tragen, dass Kinder dabei nicht überfordert werden, ist sicherlich eine herausfordernde Aufgabe für Leiterinnen und Leiter. Die „Spiel-Regeln“ für die Mitbestimmung müssen klar und überschaubar sein, Informationen so aufbereitet werden, dass sie Kinder verstehen können. Dies setzt auch eine einfache Sprache voraus. Wichtige Voraussetzungen sind weiterhin die Herstellung einer vertrauensvollen und animativen Atmosphäre, in der sich jeder traut, etwas zu sagen und in der Ideen gesponnen werden können. Kreative und spielerische Arbeitsformen, die auflockern und für Aufmerksamkeit sorgen, die Visualisierung von Ergebnissen und Informationen und generell das Ansprechen möglichst vieler Sinne führen dazu, dass Kinder Spaß an der Mitbestimmung haben. Leiter/innen geben dabei Orientierung, sie sind Begleiterinnen und Begleiter, Anwältinnen und Anwälte. Sie vermitteln Sicherheit, unterstützen ihre Gruppenkinder bei der Darstellung ihrer Positionen und machen ihnen Mut.

Kindermitbestimmung heißt Demokratie lernen

Die Beteiligung an wichtigen Entscheidungen eröffnet Kindern vielfältige Lernmöglichkeiten. Allmählich lernen sie demokratische Strukturen kennen und verstehen deren Sinn. Sie lernen Verantwortung für ihre Entscheidungen zu übernehmen und Mehrheitsbeschlüsse zu akzeptieren. Auch erfahren sie, dass sie Rechte haben, für die sie eintreten können.

Kinder mitbestimmen lassen, kann Strukturen beleben

Kindermitbestimmung ist ein zentraler Grundsatz in unserem Verband. Sicherlich ist er ein Wagnis, dem aber mit einer entsprechenden Ausbildung der Leiterinnen und Leiter entgegen getreten werden kann. Entsprechende Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass Kinder für ihre Interessen eintreten, schafft eine lebendige Atmosphäre, von der auch Jugendliche und Erwachsene profitieren. Denn eine einfache Sprache, abwechslungsreiche Methoden usw. fördern die Aufmerksamkeit und das Interesse auch von Jugendlichen und Erwachsenen.

Sophie Schmitt, MdR

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