Ausbildung tut gut!

(aus: Schlaglichter Nr.66/05)

Alea iacta est, der Würfel ist gefallen, der Ball ins Rollen gebracht. Die neue Ausbildungsvereinbarung zwischen Stämmen, Bezirken und Diözese wurde auf der Diözesanversammlung beschlossen.

Mit dem neuen Ausbildungskonzept wird die Ausbildung im Verband geregelt, es werden Verbindlichkeiten definiert und Standards geschaffen. Vor allem die Stammesebene übernimmt de facto mehr Verantwortung für die Ausbildung. Das bedeutet in den meisten Fällen auch mehr Arbeit. Mancher mag sich fragen, wozu dieser Aufwand, warum die Regulierungen, wieso überhaupt Ausbildung für die Freizeittätigkeit „Leiter sein“? So banal diese Frage klingen mag, sie ist einer nähren Betrachtung wert:

„Genau. Noch mehr Arbeit! Und was heißt das jetzt konkret?“

Für mich gibt es zum Thema Ausbildung drei Blickwinkel, einmal warum Leiterausbildung aus der Sicht des Verbandes wichtig und sinnvoll ist, warum aus der Sicht der Kinder und warum aus der Sicht der Leiter. Zu diesen Punkten möchte ich 3 Thesen aufstellen und erläutern:

„Alla, dann mal los“

Ausbildung tut den Kindern gut!1. Ausbildung tut dem Verband gut!
Verband und Weltorganisation haben sich hohe Ziele gesetzt. Sie möchten junge Menschen unterstützen, wertvolle Mitglieder der Gesellschaft zu werden. Damit stehen die Pfadfinder nicht nur in Konkurrenz zu anderen Verbänden, Sportvereinen, und Freizeitbetrieben. Sie möchten auch das Leben, Erleben und Lernen in Familie und Schule ergänzen.

Dabei ist der Erfolg des Verbandes und damit seiner Ideen und Ziele abhängig von der Qualität der Ebene an der Basis, nämlich jeder einzelnen Gruppe. Daraus erwächst jedem Gruppenleiter eine gesamtverbandliche Verantwortung und dem Verband eine Verantwortung gegenüber jedem einzelnen Gruppenleiter. Diese Verantwortung nahm und nimmt der Verband auch über die Ausbildung wahr.
Gut ausgebildete Gruppenleiter und damit erfolgreiche Gruppen sind die beste Werbung für den Verband. Sie sichern die Umsetzung der Ideen und das Erreichen der Ziele und ermöglichen so den Fortbestand des Verbandes.

„Da ist was dran. Ich tu echt viel für den Verband! Und das mit der gesamtverbandlichen Verantwortung… mh, da bin ich wichtig, oder?“

Ausbildung tut den Leitern gut!2. Ausbildung tut Kindern und Jugendlichen in unseren Gruppen gut!
Sie hilft, unsere Mitglieder adäquat zu betreuen und sie nach den Methoden und Prinzipien von Pfadfindertum und Verband zu erziehen.

Das Pfadfindertum ermöglicht jungen Menschen das eigene Leben zu entdecken und bewusst in die Hand zu nehmen. Es will durch praktisches Tun und durch reflektierte Erlebnisse die Fähigkeiten des Einzelnen ansprechen und entwickeln…

Der Pfadfinderstamm – das ist keine „Kinderverwahreinrichtung“, wo die Plagen abgegeben werden, damit sie den Eltern für ein paar Stunden aus den Füßen sind. Der Stamm ist ein Ort des Lernens und Erlebens. Ein Ort, an dem sich junge Menschen ausprobieren können, ein Ort, an dem Gemeinschaft und Geborgenheit erfahren werden kann, einer, an dem man mit anderen Spaß hat und an dem ein positives Weltbild geprägt wird. In der Verantwortung des Leiters liegt es, den Rahmen hierfür zu schaffen. Ein hochwertiger Rahmen soll das sein, „fortschreitende, attraktive Programme“ werden gefordert. Das lässt sich nicht so leicht aus dem Ärmel schütteln. Das Erlebte und Ausprobierte soll reflektiert werden, um besser daraus zu lernen. Aufgabe des Leiters ist es, den einzelnen zu fördern, ihn herauszufordern, ihm Mut zu machen, sich und seine Fähigkeiten zu entdecken und helfen sie weiterzuentwickeln. Ein hehres Ziel. Aber das ist bei weitem nicht alles. Wie organisiere ich ein Lager oder bloß eine Gruppenstunde, was tun, wenn sich ein Kind verletzt, was ist Aufsichtspflicht, wie binde ich die Eltern ein und was ist eine Stammeskultur? Das Pfadfindertum möchte den ganzen Menschen erreichen. Neben den körperlichen und kognitiven Fähigkeiten soll auch die spirituelle Seite des Menschen entdeckt, ausprobiert und gefördert werden. Was ist Spiritualität überhaupt und wie binde ich spirituelle Elemente attraktiv in den Gruppenalltag ein?

Da wird uns Leitern eine ganze Menge zugemutet. Ich kenne keinen, der das alles schon mitbringt und keine Ausbildung mehr nötig hätte. Also: Ausbildung ist nötig, um unsere Mitglieder adäquat zu betreuen.

„Man, wenn ich das so lese, ist das ein ganz schöner Brocken mit dem Leiten. Da halte ich es mit den 8. Pfadfindergesetz: „Ein Pfadfinder lacht und pfeift in allen Schwierigkeiten“ – vielleicht sind viele Gruppenstunden deshalb so lustig… Aber jetzt mal im Ernst: Das schafft echt keiner so aus dem Stand. Da muss der Verband mal was für seine „Verantwortung für jeden einzelnen Leiter tun!“

Ausbildung tut dem Verband gut!3. Ausbildung tut den Leitern gut!
Das obige Zitat aus der Satzung gilt nicht nur für unsere Kinder und Jugendlichen. Die Entwicklung eines Menschen ist nicht abgeschlossen, bevor er Leiter wird, im Gegenteil: In meinen Augen kann das Leitersein, also die Übernahme von Verantwortung nicht nur für die Gruppe sondern für jeden Einzelnen, sowie die stete Auseinandersetzung mit den Wünschen und Bedürfnissen der Anvertrauten erheblich zur positiven Entwicklung der Persönlichkeit des Leiters beitragen. Die Leiterausbildung möchte hier unterstützen. Sie gibt Anstöße und Methoden, die eigenen Fähigkeiten zu entdecken, zu reflektieren und zu erweitern. Im Diskurs mit anderen Leitern wird erfahren, erlebt und gelernt.

Meine eigenen Woodbadgekurse und später das Kursleitertraining waren wichtige und prägende Erfahrungen für mich. Sie und auch die Arbeit und Ausbildung in der Leiterrunde haben weit mehr gebracht, als nur die Befähigung bei den Pfadfindern zu leiten.
Und so soll das auch sein: Nicht nur die Pfadfinder, eure Gruppe, der Stamm, der Verband soll von der Ausbildung, die ihr bei den Pfadfindern macht profitieren, auch euch selbst soll sie etwas bringen.
Der Erwerb von Wissen und Schlüsselkompetenzen, die Erfahrung im Umgang mit Menschen, eine erhöhte Sensibilität für die eigenen Bedürfnisse und die unseres Nächsten, das sind Dinge, die ihr für euer Leben habt, zu eurer eigenen Bereicherung, für eure Zukunft. Sie eröffnen euch Chancen und sind auch ein Pluspunkt, z.B. bei der Jobsuche.

Ganz nebenbei: Ausbildung macht auch Spaß. Da wird nicht nur graue Theorie gepaukt sondern miteinander erlebt, ausprobiert, gespielt, gefeiert und gelacht. „Ausbildung, das mache ich nicht nur für Verband und Kinder sondern auch für mich persönlich. Und weil’s einfach Spaß macht.!“

Benjamin Krick, AusFAllteam

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